Petra

Eberhard Malwitz (74, gefühlt 65) bewundert an Barbara Zei- zinger (63), dass ihr die positive, lebensbejahende Grundstim- mung nie abhandenkommt. Der Maler aus Darmstadt und die Lehrerin und Lyrikerin aus Alsbach-Hähnlein (Lyrikbände „Zeichen in der Nacht”, ”Als ich im Meer spazieren ging”) führen seit einem Jahr einen künstlerischen Dialog.
Drei Bilder und fünf Gedichte, eine kleine Auswahl der Ergebnisse dieses Prozesses, sind ab Sonntag (6.) um 15 Uhr in der Earl-Street-Galerie, Pallaswiesenstraße 25, zu sehen, einem rustikalen Bau, dessen frühere Nutzung als Stall noch zu erahnen ist. Die Ausstellung trägt den Titel „Wort und Bild” und ist ein gemeinsames Kunstprojekt vom Bund Bildender Künstler Darmstadt (BBK) und der Literatur­gruppe Poseidon. Malwitz/Zeizinger sind allerdings nur eines von dreizehn Paaren, die die Grenzüberschreitung oder besser: den Brückenschlag von Literatur und Malerei ausprobierten. Sie gehören zu den Impulsgebern. Beide arbeiten bei der Literaturgruppe „Poseidon” mit, denn Malwitz ist seit 2000 literarisch aktiv - und darüber hinaus Mitglied des BBK. Dass sie gut harmonieren, haben sie schon bei der Zusammenstellung ihres Haiku-Kalenders 2011 festgestellt. Haiku sind Kurzgedichte, eine Form, die aus Japan stammt.
Ohne Barbara Zeizingers Texte hätte der Maler Malwitz, der im bürgerlichen Leben Diplom- Ingenieur bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) war, nicht zu den warmen Far-

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ben, dem freien Strich und der abstrakten Darstellung gefunden. Er sagt: „Ich male intuitiv, mache keine Entwürfe oder Pläne”. Zeizinger beflügelte ihn mit Fragen wie: Welche Farbe hat die Erinnerung? Auch in seinem früheren Beruf musste er ständig nach Neuem suchen, „aber in der Kunst ist Kreativität noch viel mutiger”.
Die Lyrikerin und der Maler haben ihre Assoziationen zum Thema „Hinter dem Horizont”
ausgetauscht. Dahinter liegt das Neuland, das entdeckt werden will - alles davor ist ja bereits bekannt. Malwitz erzählte der Lyrikerin, was beim Malen in ihn vorgeht, und sie nahm es verrätselt in ihre Texte auf. Was hat es mit der darin zitierten ”Eisenfrau” auf sich? Sie bezieht sich auf eine frühere Schaffens- periode von Malwitz, in der er Objekte aus Eisen geschaffen hat. Zeizingers Gedicht ”Mach' mir auf” hat ihn keineswegs dazu animiert, die darin erwähnte Königstochter oder die ”Lockrufe der Frösche” abzubilden. Nichts davon wird der Betrachter bei der Ausstellung entdecken, aber über dem Ei - oder ist es eine gespiegelte Sonne/Vollmond im Teich? - das Wort ”Lockrufe” lesen können. Malwitz kommt es immer auf die adäquate Grundstimmung an. Er ist auch für die Organisation der Ausstellung verantwortlich, und was es dabei alles zu bedenken gibt, hat Barbara Zeizinger überrascht. ”Bei Lesungen geht es nur um die Frage: Wer liest was in welcher Reihenfolge?” Für eine Ausstellung aber sind Aufhängepläne, Aufsicht- und Schlüsselpläne nötig. Alle Bilder des Kunstprojekts von BBK und Poseidon können gekauft werden, die Gedichte nicht. Doch sie sind zu hören: Am Freitag (11.) ab 19 Uhr bei einer Live-Performance und bei der Finissage am Samstag (26.) ab 16 Uhr.