Abschrift: Darmstädter Echo, 2003 | ||
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Eberhard Malwitz in seinem Atelier in Darmstadt Foto: JüRGEN SCHMIDT |
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Gezeichnete Kindheit |
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Buch — Der Darmstädter Eberhard Malwitz erinnert sich in »Donnerkeile“ mit Bildern und Worten an seine Kindheit in Pommern und auf Rügen | ||
VON ELKE LIPP | ||
»Erinnerung ist mit prägenden Ereignissen verbunden«,
findet Eberhard Malwitz. Beim Malen bedeutet das für den in Darmstadt
lebenden Künstler dass er nur einige Sekunden ein Motiv fixiert und sich
dann wegdreht: Bei ständigem Hingucken werde er zum Sklaven des Motivs,
sagt er. Mit dem Erinnern klappte es schon immer bei Malwitz. Wenn er sich seine Kinderzeit ins Gedächtnis rief, zeichnete er eine Dorfstraße oder den Ostseestrand und fragte die Eltern: “Wisst ihr noch?” Viele Zeichnungen sammelten sich so an. “Eines Tages, mache ich daraus ein Buch”, nahm er sich vor. Als Freunde ihm vor zwei Jahren nach einer Operation einen Laptop ins Krankenhaus brachten, schrieb er die Erinnerungen dazu auch nieder. Jetzt ist das Buch “Donnerkeile - gezeichnete und erzählte Kindheitserinne-rungen aus Pommern mit Stettin und Rügen” erschienen. |
Dreißig Jahre arbeitete er später als
Maschinenbau-Ingenieur bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI)
in Wixhausen. Vor vier Jahren kündigte er damals 6O Jahre alt, seine
leitende Stellung, um sich der Kunst zu widmen. Gezeichnet hatte er schon als Kind, und auch jeder Urlaub später war eine Malreise gewesen. Nun setzte er noch fünf Semester Abendschule am Frankfurter Städel drauf. Malerei, Zeichnung, Plastik - Malwitz probiert alles aus. “Aber ich bin wohl mehr Zeichner als Maler”, hat er inzwischen herausgefunden. Gelegentlich blitzt Ironie auf in seiner Kunst, auch bei manchen Bleistiftzeichnungen im Buch “Donnerkeile”. Der kleine Kerl auf dem Einband mit Holzschuhen, zu großen Hosen und hängenden Schultern wirkt nur kurz bedauernswert. Dann fällt der schelmisch geneigte Kopf mit den Segelohren auf: “Du Donner-keil”, nannten Erwachsene früher einen Lausbub. |
Aber eigentlich sind Donnerkeile“ für Malwitz etwas
anderes: die versteinerten Schalen von Belemniten,ausgestorbenen tintenflschähnlichen Kopffüßlern. Als Knirps
fand er einen solchen Donnerkeil. “Den musst du immer mit dir
herumtragen”, sagte damals die Mutter, dann gehen alle deine Wünsche in
Erfüllung.
“INFORMATION” |